Geschichte

Beim Stöbern in alten Chroniken, wird der Leser immer wieder darauf stoßen, dass verheerende Feuersbrünste oft ganze Ortschaften und Stadtteile eingeäschert haben. Um dieser Gefahr entgegenzutreten, wurde im Jahre 1812 für die Ortschaften Döhren, Wülfel und Laatzen eine so genannte „Sprützen-Gemeinschaft“ gebildet. Jeder Ort hatte zwei „Sprützenmänner“ aus seiner Einwohnerschaft zu stellen. Diesen stand ein „Sprützenmeister“ vor. Die gemeinsam beschaffte Spritze, eine der damals modernen Handdruckspritzen, wurde in der als Spritzenhaus umgebauten alten Kapelle in der Stiegelmeyerstraße in Wülfel stationiert. Diese im Jahre 1450 erstellte Wülfeler Kapelle wurde infolge eines Kirchenneubaus um die Wende des 19. Jahrhunderts für Gottesdienste geschlossen. Nach der Anbringung eines Steigerturmes konnte sie als vollwertiges Spritzenhaus verwendet werden. Es besteht kein Zweifel, dass sich der Spritzenmeister mit seinen Männern mit dem gleichen Eifer und derselben Bereitschaft wie heute dem Feuer entgegengestellt hat. Doch war es zu jener Zeit immer noch der hilfsbereite Nachbar oder der helfende Freund, auf den man in der ersten Not angewiesen war, da bis zur Alarmierung und dem tatsächlichen Eintreffen der Spritze viel Zeit verloren ging.

Aus der „Sprützenbrüderschaft“ entstehen zwei Feuerwehren

Um diesem Zeitverlust entgegenzuwirken, beschloss im Jahr 1893 der Gemeindeausschuss des Dorfes Laatzen, eine eigene Feuerwehr aufzustellen. Da nun Laatzen auch im Besitz einer eigenen Spritze war, trat es im Jahre 1898 aus der „Sprützenbrüderschaft“ aus. Ebenfalls von dem Gedanken ausgehend, in ihrem Heimatort, der sich immer mehr zum Industrievorort entwickelte, einen wirksameren und schnelleren Schutz gegen Brandgefahr zu schaffen, gründeten schließlich acht Männer am 2. März 1894 im damaligen Sulzbachschen Lokal die Freiwillige Feuerwehr Wülfel. Es waren die Kameraden: Eggerling, Gerding, Timpe, Spangenberg, Rammelsberg, Schröder, Heuer und Seifert. Freiwillig stellten sie sich in den Dienst ihrer Mitbürger. Das Dorf Wülfel zählte zur damaligen Zeit bereits die stolze Zahl von 2000 Einwohnern. Von diesen besaßen einige noch Bauernhöfe, andere verdingten sich als selbstständige Handwerker, während der größte Teil der Einwohnerschaft in der schon stark vertretenen Industrie in Wülfel seinen Lebensunterhalt verdiente. Bereits zwei Monate nach der Gründung der Wehr wurde am 16. Mai in einer Versammlung der erste Vorstand unter der Leitung des damaligen Gemeindevorstehers Wissel gewählt.

Der erste Vorstand der Wülfeler Wehr setzte sich wie folgt zusammen:

1. Hauptmann Kaufmann Gerding Vizehauptmann Zimmermeister Eggerling Wachtmeister Kaufmann Neuberg Spritzenmeister Schlossermeister Heinemann Steigerführer Maurermeister Spangenberg Der neue Vorstand beschaffte nun umgehend die notwendigen Ausrüstungsgegenstände umgehend beschafft. Die Uniformröcke wurden von der Firma J. Neuberg und Söhne in Wülfel zum damals stolzen Preis von 12,50 Mark pro Stück erworben. Bereits im Oktober 1894 erhielt die Wehr durch freiwillige Spenden der Wülfeler Einwohner, von Fabrikanten und Versicherungen einen Betrag von 650 Mark überwiesen. Hierdurch konnte ein wesentlicher Grundstein zur Ausrüstung der Wehr gelegt werden. Mit Unterstützung des Gemeindevorstandes beschaffte die Wehr einen Rettungsschlauch und ein Sprungtuch – beide Ausrüstungsgegenstände wurden noch bis 1932 benutzt. Weil Hauptmann Josef Gerding seinen Wohnsitz nach außerhalb verlegte, wählte die Wehr im Oktober 1905 den Schlossermeister Carl Heinemann zu ihrem neuen Hauptmann. Mit der Eingemeindung des Vorortes Wülfel in die Stadt Hannover am 1. Oktober 1907 nahm man in der Generalversammlung desselben Jahres auch die ersten Verbindungen mit der Branddirektion Hannover, vertreten durch den Brandmeister und späteren Brandoberingenieur Malsky, auf. Trotz anfänglich großer Bedenken entwickelte sich die Zusammenarbeit mit der städtischen Berufsfeuerwehr positiv.

Neues Spritzenhaus und eigene Musikkapelle

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden viele der 40 Kameraden der Wülfeler Wehr zum Militärdienst einberufen. Vier kehrten nicht wieder zurück. Im Jahre 1916 riss man das alte Spritzenhaus in der Stiegelmeyerstraße ab. Als neues Spritzenhaus wurde ein Holzschuppen an der Wilkenburger Straße von der Firma Stiegelmeyer zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1924 verstarb der langjährige Hauptmann Heinemann. Als Nachfolger wählten die Mitglieder den Kameraden Wilhelm Eckhardt zum neuen Hauptmann. Die Wehr gründete im August 1927 erstmals eine eigene Musikkapelle. Instrumente und Noten konnten nur Dank der großzügigen Unterstützung der Wülfeler Fabrikanten und Einwohner erworben werden. Während Ausbildung und Leitung der Kapelle anfangs in den Händen des Kameraden F. Rohrberg lag, konnte der Kamerad K. Nahme die Kapelle noch einige Jahre weiter ausbilden und auf 20 Musiker vergrößern.

Im Jahre 1934 löste sich die Musikkapelle auf, weil die Instrumente an die Stadt

Hannover abgegeben werden mussten. Danach gab es nie wieder einen eigenen Klangkörper in der Wehr. Nach vierjähriger Führung der Wehr verstarb Hauptmann Eckhardt im November 1928. Als Nachfolger wählten die Mitglieder Wilhelm Bohlke (senior) zu ihrem Ersten Hauptmann.

Wehr wird in Polizei und Luftschutz eingegliedert

Mit dem Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 15. Dezember 1933 wurde auch in Hannover die kommunale Feuerwehr der staatlichen Polizeiaufsicht unterstellt. Die Berufsfeuerwehr firmierte bereits im Januar 1934 in Feuerlöschpolizei um. Alle Sparten der Feuerwehr bildeten fortan eine so genannte Einheitsfeuerwehr, deren Führung der vom Regierungspräsidenten ernannte Branddirektor – später Kommandeur – übernahm. Die bisherigen Feuerwehrabschnitte wurden denen der Polizei angegliedert.

Als eine von zehn bestehenden freiwilligen Wehren und vier Werkfeuerwehren bildete auch die Wülfeler Wehr nach einsatztaktischen Gesichtspunkten einen so genannten Löschbezirk. All diese Löschbezirke waren in dem neuen Kreisfeuerwehrverband zusammengefasst. Der Verband war seinerzeit eine „Zwangsvereinigung“ ohne demokratische Strukturen und wurde nach dem Führerprinzip geleitet. Bereits 1935 war dort kein Vertreter der freiwilligen Wehren mehr in der Führung vertreten. Der Kommandeur der Feuerlöschpolizei, Johannes Schmidt, und weitere Führer der Berufswehr sowie der Provinzialfeuerwehrschule Celle standen dem Verband nun vor. Bis 1938 stieg die Zahl der Löschbezirke (freiwillige, Werk- und Pflichtfeuerwehren) auf 20 an. Das Personal bestand aus 680 Feuerwehrleuten. Trotz der Abschaffung der bisherigen Vereinsstrukturen, so der Wahlen von Führungskräften, begrüßten auch einige Führer der freiwilligen Wehren den neuen Kurs. Sie betonten die guten Absichten des Staates, endlich das Feuerwehrwesen, die Ausrüstung und Uniformierung zu vereinheitlichen sowie die Wehren in die Landesverteidigung (Luftschutz) einzubinden. Nach dem Erlasse des Luftschutzgesetzes im Juni 1935 wurden auch die freiwilligen Feuerwehren in Hannover ein wichtiger Bestandteil des Luftschutzes. Um für diese Einheiten eine schlagkräftige Grundlage zu schaffen, setzte eine reichsweite Beschaffungswelle von einheitlichem Gerät und Fahrzeugen ein. In Hannover wurden alle Löschbezirke von 1935 an mit Kleinmotorspritzen und Schlauchanhängern ausgestattet. Der Löschbezirk Wülfel wurde 1936 voll motorisiert. Im Jahr 1938 bezog der Löschbezirk ein neues Gerätehaus in der Loccumer Straße. Es war ein einständiger Holzschuppen mit einem aufgesetzten Schlauchturm. Aus den Reihen der Löschbezirke taten außerdem Kameraden Dienst in einem so genannten Musterlöschzug. Dieser war durch besonderen militärischen Drill und eine neue und vereinheitlichte Ausbildung geprägt. Mit dem Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen wurden 1938 die freiwilligen Feuerwehren als technische Hilfspolizeitruppe Teil der staatlichen Ordnungspolizei. Sie waren Bestandteil des für den Angriffsfall gebildeten so genannten Sicherheitshilfsdienstes (SHD), der späteren Luftschutzpolizei. Mit Kriegsbeginn wurden große Teile der Mannschaften des SHD aus Dienstverpflichteten der freiwilligen Feuerwehr – darunter auch Wülfeler Kameraden – rekrutiert. Damit wurde der Dienstbetrieb der früheren freiwilligen Feuerwehren eingestellt. Das nicht zur Wehrmacht oder zu anderen Polizeieinheiten eingezogene Personal bildete nun die Basis für die Luftschutzpolizei.

Sechs Männer nehmen den Dienstbetrieb wieder auf

Eine kleine, sechs Mann starke Schar blieb der Feuerwehr treu und setzte mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr Hannover die nach dem Krieg völlig unbrauchbare Kleinkraftspritze wieder instand. Junge Einwohner kamen neu hinzu und die Wehr fand zu alter Schlagkraft zurück. Ein neues Löschfahrzeug bestehend aus Mannschaftswagen und Motorspritze erhielten die Wülfeler Kameraden im Jahr 1951. Obwohl die Bezeichnung Löschbezirk ein Überbleibsel des Dritten Reichs war, trug die heutige Ortsfeuerwehr Wülfel diese Bezeichnung noch bis in die 1980er-Jahre. Bei den Kreiswettkämpfen 1952 errang die Wülfeler Gruppe den ersten Platz. Oberbrandmeister Wilhelm Bohlke (senior) übernahm 1952 die einsatzmäßige Leitung des Zuges, den die Löschbezirke Kirchrode und Wülfel damals gemeinsam bildeten. Zum neuen Löschbezirksführer wurde sein Sohn, Brandmeister Wilhelm Bohlke (junior), gewählt. Wegen seiner Fachkenntnisse und seiner positiven Führungseigenschaften stieg er bereits 1958 zum stellvertretenden Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Hannover auf. Am 6. Juli des Jahres wurde er auf dem Hof der Hauptfeuerwache in einer Feierstunde in sein neues Amt eingeführt. Zum neuen Löschbezirksführer wurde sein Stellvertreter, Unterbrandmeister Reinhold Steinhoff, gewählt. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Wilhelm Bohlke (senior) zeitweise der dienstälteste Feuerwehrmann Deutschlands war. Geboren 1887, trat er im Alter von 18 Jahren der Wülfeler Wehr bei. Mit 65 Jahren wurde der ehemalige Wehrführer in die Altersabteilung übernommen und zum Ehrenbrandmeister ernannt. Nach 80-jähriger Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr verstarb er 1985 im Alter von 98 Jahren. Bohlke erhielt als erster Feuerwehrmann das Niedersächsische Feuerwehr-Ehrenkreuz und wurde sogar für sein vorbildliches Engagement vom damaligen Bundespräsidenten Heuss mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ein großer Wunsch der Wülfeler Kameraden ging am 30. Juli 1961 in Erfüllung: Sie erhielten ein neues Löschfahrzeug vom Typ LF8-TS, das auf einem Fahrgestell des hannoverschen Fahrzeug- und Maschinenherstellers Hanomag aufgebaut war. Der alte, mit Planenaufbau versehene Mannschaftswagen hatte nun endlich ausgedient. Nun war der Löschbezirk für Übungen und den Einsatzfall wieder zeitgemäß ausgerüstet. Dies zeigte sogleich auch positive Auswirkung auf die Motivation der Kameraden. Die Wülfeler Wettkampfgruppe erreichte bei den Leistungswettkämpfen des Jahres 1965 zum fünften Mal in Folge den ersten Platz. Damit ging der Wanderpreis der Landeshauptstadt Hannover in den Besitz des Löschbezirkes Wülfel über.

Neue Fahrzeuge und ein großzügiges Gerätehaus

Nachdem Fahrzeug und Gerät nun wieder zeitgemäß waren, in dem beengten Gerätehaus aber nicht mehr vernünftig untergebracht werden konnten, nahm 1966 der wohl größte Wunsch der Wülfeler Wehr nach einem neuen Domizil Gestalt an. Mit dem ersten Spatenstich leitete Hannovers damaliger Bürgermeister August Barche am 20. Mai die Arbeiten am Gerätehausneubau im Marahrensweg in Wülfel ein. Nach zweijähriger Bauzeit konnten die Wülfeler Feuerwehrleute ihr neues Gerätehaus in einer gebührenden Feierstunde am 25. April 1968, im Beisein von Vertretern aus Rat und Stadtverwaltung, in Besitz nehmen. Dem Löschbezirk standen in Hannovers seinerzeit modernstem Gerätehaus fortan eine große Fahrzeughalle mit vier Einstellplätzen für Großfahrzeuge sowie ein teilbarer Saal, Büroräume, eine Küche und vorbildliche sanitäre Anlagen in der ersten Etage zur Verfügung. Nach dem Bezug des neuen Gerätehauses und den dadurch deutlich verbesserten Raumverhältnissen konnte auch dem Wunsch des Löschbezirks entsprochen werden, eine eigene Jugendfeuerwehr ins Leben zu rufen. Die damalige Wehrführung hatte Anfang 1969 den Weitblick, sich als eine der ersten Wehren in Hannover frühzeitig den Nachwuchs für die Einsatzabteilung zu sichern und den Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Die inzwischen nicht mehr existierende Döhrener Wollwäscherei und Kämmerei (WWuK) entwickelte sich für die Feuerwehr Wülfel in den 1960er-Jahren unfreiwillig zum „besten Arbeitgeber“. Aufgrund der großen Massen an leicht brennbaren Stoffen und des in den betagten Gebäuden nicht immer vorbildlichen vorbeugenden Brandschutzes kam es in diesem Betrieb zu einer Vielzahl von Bränden. Den traurigen Höhepunkt bildete das Jahr 1969, in der die Wülfeler Feuerwehrleute bei einem drei Tage andauernden Großbrand in der WWuK gefordert waren. Trotz massiver Brandbekämpfung fast aller hannoverschen Wehren fielen die großen Lagerhallen für Wolle dem Brand zum Opfer. Die schaurig, faszinierenden Szenen dieses riesigen Feuers sind heute noch im Wülfeler Gerätehaus auf einem Ölgemälde zu sehen. Der Kirchröder Brandmeister Richard Stümpel hatte diesen Einsatz künstlerisch festgehalten und seinen Wülfeler Kameraden das Bild gestiftet. Es hat noch heute einen Ehrenplatz im Wilhelm-Bohlke-Saal des Gerätehauses. In der Führung der Wehr gab es im Jahr 1970 einen Wechsel. Brandmeister Reinhold Steinhoff übergab die Leitung des Löschbezirks an seinen bisherigen Stellvertreter, Löschmeister Ernst-Heinz Klebb. Zum neuen Stellvertreter wurde der Hauptfeuerwehrmann Horst-Rüdiger Reiche gewählt. Das geräumige Feuerwehrhaus bot nun in den 1970er- und 1980er-Jahren die Möglichkeit, den Fahrzeugpark zu erweitern und zu ergänzen. Zunächst wurde in Wülfel der Küchenwagen der kommunalen Feuerwehrbereitschaft stationiert. Dem folgte unmittelbar ein Tanklöschfahrzeug vom Typ TLF 16-T mit Truppbesatzung. Damit konnte die Wehr erstmal in ihrer Geschichte ihr eigenes Löschwasser mit an die Einsatzstelle bringen und war bei kleineren Bränden nicht mehr auf Hydranten oder Gewässer zu Wasserentnahme angewiesen. Außerdem wurde das TLF 16-T durch einen Leichtschaumgenerator ergänzt, mit dem man nun ganze Keller in kurzer Zeit „fluten“ konnte. Im Jahr 1972 erhielt Wülfel als eine der ersten Wehren ein neues LF 8 auf Mercedes-Benz-Fahrgestell und mit Atemschutzausrüstung in der Mannschaftskabine. Mitunter standen in den frühen 1980er-Jahren zeitweise drei geländegängige Unimogs vom Typ TLF 8 – kurzfristig sogar ein TLF16 vom Erweiterten Katastrophenschutz – als Ersatz für das TLF 16-T. Außerdem waren zeitweise zwei Einsatzleitwagen und Tragkraftspritzenfahrzeug am Marahrensweg stationiert. Für einen kurzen Zeitraum wurde das Gerätehaus der Wehr wegen seiner räumlichen Nähe während der Hannover-Messe sogar als ständig besetzte Rettungswache der Berufsfeuerwehr genutzt. Bis Mitte 1970 war dann dort während der Ausstellung ein Unfallwagen mit zwei Berufsfeuerwehrleuten stationiert.

„Hermann Löns die Heide brennt“

Das Jahr 1975 bleibt für viele ältere Feuerwehrangehörige wohl in stetiger Erinnerung. Nach zahlreichen trocken-heißen Wochen brannten weite Teile der Lüneburger Heide in den Kreisen Celle, Uelzen und Gifhorn. Teilweise waren diese Feuer durch fahrlässige Brandstiftung ausgelöst worden. Während der bis dahin wohl größten Waldbrandbekämpfung mit mehreren tausend Einsatzkräften wurden mehrere Feuerwehrleute aus Hohenhameln, die neben ihrem Fahrzeug von einer Feuerwalze überrollt wurden, getötet. Erst drei Tage nach Ausbruch der Brandkatastrophe wurde auch die Feuerwehr Hannover in Marsch gesetzt. Die Kameraden der Wülfeler Feuerwehr waren an mehreren Tagen nach Stüde bei Gifhorn zum Schutz des dortigen Torfwerkes abgestellt. Für die Teilnahme an der Bekämpfung der Wald- und Heidebrände wurden alle Helfer im Jahre 1977 mit einer Gedenkmedaille ausgezeichnet. Im Jahre 1976 trat die Ortsfeuerwehr der Interessengemeinschaft der Wülfeler und Mittelfelder Vereine und Verbände bei, in der sie sich noch heute engagiert. Zu den seither durchgeführten Stadtteilfesten leisteten die Feuerwehrleute tagelange Vor- und Nacharbeit, um zum Gelingen dieser Veranstaltungen beizutragen. Im Jahr 1981 gab Brandmeister Ernst-Heinz Klebb die Führung des Löschbezirkes aus Altersgründen ab. Neu gewählt wurde sein Sohn Axel Klebb und als Stellvertreter Hans-Werner Schütze. Die technische Modernisierung der Wehr setzte sich 1982 auch bei der Alarmierung der Wehr durch. Mussten bis zu diesem Zeitpunkt die Kameraden zeitaufwendig per Telefonkette benachrichtigt werden, stellte die Stadt Hannover der Wehr nun 22 Funkmeldeempfänger zur Verfügung. Schnell zeigte sich, dass diese „stille Alarmierung“ bestens geeignet war, die Einsatzabteilung in kürzester Zeit zusammen zu rufen. Fast vierzig Jahre nach Kriegsende sorgten 1982 rechtliche Änderungen dafür, dass aus dem Löschbezirk endlich die Ortsfeuerwehr Wülfel wurde. Nun waren die zehn „alt-hannoverschen“ Wehren endlich mit den sieben in den 1970er-Jahren eingemeindeten Wehren gleich gestellt, die diese Bezeichnung schon lange trugen. Das Jahr 1982 brachte auch in den Anforderungen für die Atemschutzgeräteträger der Freiwilligen Feuerwehr Hannover eine Anpassung an die Regelungen bei der Berufsfeuerwehr. Analog zu den Kameraden der BF war zunächst ein dreimaliger – heut zweimaliger – Leistungsnachweis in der Atemschutzübungsstrecke der Feuerwache 3 zu absolvieren.

Einen Rüstwagen zum Weihnachtsfest

Zur Weihnachtsfeier 1985 brachte der Stadtbrandmeister der Feuerwehr Wülfel ein etwas größeres Geschenk auf Unimog-Fahrgestell mit. Ein neuer Rüstwagen vom Typ RW 1 des Erweiterten Katastrophenschutzes bot der Ortswehr nun die Möglichkeit, auch bei Verkehrsunfällen und anderen technischen Hilfeleistungen tätig werden zu können. In den folgenden Jahren setzte sich die Modernisierung des seinerzeit altersschwachen Fahrzeugparks fort. Die Stadt Hannover übergab der Ortsfeuerwehr zwei neue Fahrzeuge: ein LF 8 auf VW/MAN-Fahrgestell und ein LF 16-TS auf Mercedes-Benz-Kurzhauber-Fahrgestell vom Erweiterten Katastrophenschutz. Dafür wurden die betagten TLF 8-Unimogs und das TSF ausgemustert. In der Sylvesternacht 1986/87 konnten sich die neuen Fahrzeuge bei zahlreichen Hochwassereinsätzen entlang der Leine und Ihme bewähren. Ferner wurde seinerzeit auch der mehr als 20 Jahre alte Küchenwagen der Wehr ersetzt. Wer auf diesem Fahrzeug eingesetzt werden wollte, musste einen Kochlehrgang besuchen und unterlag der Kontrolle der Gesundheitsbehörde. Auch die Mannschaft der heutigen, Verpflegungsgruppe, die mit der Ortsfeuerwehr Kirchrode gemeinsam die Betreuung- und Verpflegungskomponente bildet, benötigt solch ein Gesundheitszeugnis. Dass selbst bestens geplante Einsatzübungen manchmal völlig daneben gehen können, diese Erfahrung machte die Wülfeler Wehr am 1. September 1986. In einem ausgemusterten Bautruppwagen der Deutschen Bahn sollte auf einem Abstellgleis des Bahnhofs Wülfel ein Gefahrgutunfall simuliert werden. Doch ein zu eifriger Bundesbahner zündete den Waggon eine Stunde zu früh an. Eine Polizeistreife sah dies und nahm den vermeintlichen Brand-stifter fest. Zeitgleich alarmierten sie die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr aus dem benachbarten Laatzen. Diese löschten dann den lichterloh brennenden Waggon. Eine Stunde später übte dann die Wülfeler Wehr an dem bis aufs Gerippe herunter gebrannten Waggon. Das Jahr 1988 stand im Zeichen der großen Feuerwehr Fachmesse Interschutz „Der Rote Hahn“. Besucher aus Allschwil in der Schweiz bezogen im Gerätehaus Quartier und wurden von der Ortsfeuerwehr vorbildlich betreut. Weil Hans-Werner Schütze nach Laatzen-Rethen verzog, musste die Wehr im Jahr 1990 einen neuen stellvertretenden Ortsbrandmeister wählen. Manfred Simon, der sich schon als Zugführer in der kommunalen Feuerwehrbereitschaft bewährt hatte, trat die Nach-folge an. Am 9. März 1990 ereignete sich für die Feuerwehr Wülfel ein wohl hoffentlich einmaliger Einsatz. Durch eine Windhose wurde das Flachdach des Gerätehauses angehoben und über die nähere Umgebung verteilt. Durch das undichte Dach drang dann noch Wasser in das Gebäudeinnere und sammelte sich im Bereich des Lehrsaals. Kräfte der Berufsfeuerwehr und der sehr spät alarmierten Ortsfeuerwehr beseitigten die Schäden dann gemeinsam. Bei einem Tag der offenen Tür im Jahr 1991 wurde ein Rekord erreicht: Erstmals konnten 1000 Besucher begrüßt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit hat seit Mitte der 1990er-Jahre immer stärker an Bedeutung gewonnen. Eine neue Chance auf Kindergartengruppen und Schulklassen einzugehen, bietet außerdem die Brandschutzerziehung. Dafür wurden eigens zwei Kameraden ausgebildet, die den Kindern aber auch ihren Erzieherinnen die Gefahren des Feuers, mögliche Vorbeugung aber auch das Absetzen eines Notrufs altersgerecht vermitteln. Natürlich ist der Höhepunkt immer noch eine Besichtigung der Einsatzfahrzeuge der Wehr. Im Jahr 1993 wurde das traditionelle Osterfeuer auf dem Festplatz der Wülfeler Brauereigaststätten erstmals von Ortsfeuerwehr Wülfel ausgerichtet. Mit Unterstützung der fördernden Kameraden konnten hunderte von Gästen bestens beköstigt werden. Inzwischen hilft die Ortsfeuerwehr als Brandsicherheitswache den Wülfeler Schützen bei der Ausrichtung des Traditionsfeuers. Weil die Wülfeler Wehr einschlägige Erfahrung in der Beköstigung einer großen Zahl von Gästen hat, durfte sie im selben Jahr zum 125-jährigen Jubiläum des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen sogar mitten in Hannovers City, am Kröpcke, die Grillzangen in die Hand nehmen. Aus ihrem bewährten, selbst gefertigten Bratwurststand brachte sie mehr als 100 Kilo Grillgut an den Mann oder die Frau.

Ein eigenes Theaterstück zum 100-jährigen Jubiläum

Im Jahr 1994 feierte die Ortsfeuerwehr vom 2. bis zum 5. Juni auf dem Wülfeler Festplatz sogar mit internationalen Gästen ihr 100-jähriges Jubiläum – denn parallel fand dieses Mal die Feuerwehr-Fachmesse Interschutz auf dem hannoverschen Messegelände statt. Höhepunkte waren der Festkommers, bei dem das „Kleine Hoftheater“ aus Wülfel die Gründung der Ortsfeuerwehr als Theaterstück nachspielte, der großen Festumzug und der „Große Zapfenstreich“ als Abschluss. Nachdem sehr arbeitsintensiven Jubiläum, für das monatelange Vorbereitungen erforderlich waren, widmeten sich die Kameraden der Ortsfeuerwehr in den Folgejahren wieder ihrem ganz normalen Dienstbetrieb. Mit Axel Klebb, der sich viele Jahre als Ortsbrandmeister bewährt hatte, wurde erstmal wieder ein Kamerad aus Wülfel Brandschutzbereichsleiter und vom Jahr 2000 an auch stellvertretender Stadtbrandmeister. Das es in Wülfel keinen Mangel an geeigneten Führungskräften gibt, stellte die Ortswehr 1998 unter Beweis. Denn in diesem Jahr „gönnte“ sie sich gleich drei Vizebrandmeister. Manfred Simon übergab das Amt im Februar an Peter Kleffmann, mit dem sich die Wehr verjüngen wollte. Doch ein beruflich bedingter Umzug brachte die Kameraden schon im Mai wieder um ihren neuen stellvertretenden Brandmeister. Wenig Glück war dann auch Hurbert Borbe beschert, der Kleffmann folgte und bereits im Februar 2002 ebenfalls aus beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung stellen musste. Die Wehr wählte dann das „Nordlicht“ Jan Feichtenschlager zu ihrem neuen Vizebrandmeister. Mit Beginn seiner Ausbildung als Brandreferendar beim Deutschen Städtetag übergab Feichtenschlager seine Position an Markus Gerlach, dem die Kameraden ihr Vertrauen aussprachen. Der 37-jährige steht Claus Scheer zur Seite, der als Ortbrandmeister seit Februar 2000 die Geschicke der Wehr lenkt.

Neue Ausrückeordnung bringt bis zu 100 Alarme

Seit dem 1. April 1999 gilt für alle Ortsfeuerwehren der Landeshauptstadt eine neue Alarm- und Ausrückeordnung. Das gesamte Stadtgebiet wurde für den Einsatzfall unter den 17 Ortsfeuerwehren aufgeteilt. Das „Wülfeler Gebiet“ umfasst die Stadtteile Wülfel, Mittelfeld, Waldheim, Waldhausen, Döhren und die Südstadt. Es gehört damit zu den größten Ausrückebereichen. Jetzt wird die Ortsfeuerwehr bei Alarmierung eines Löschzuges oder bei Unfällen oder größeren Hilfeleistungen in der Zeit von 17.00 Uhr bis 06.00 Uhr morgens und am Wochenende rund um die Uhr automatisch mitalarmiert. Seither müssen sich die Aktiven auf manche schlaflose Nacht einstellen. Zum Leidwesen einiger Kameraden wurde mit der neuen Ausrückeordnung allerdings der bei manchem sehr beliebte Aus- und Fortbildungsdienst bei der Berufsfeuerwehr aufgegeben. Den hatte zuvor dreimal im Jahr eine Löschgruppe aus Wülfel jeweils einen ganzen Samstag lang auf der Feuer- und Rettungswache 3 absolviert. Wer an diesen Diensten teilnahm, hatte neben einer meist exzellenten Verpflegung die Chance auf ausgedehnte Alarmfahrten durch das ganze Stadtgebiet – zumeist waren spannende Einsätze indes Mangelware. Im Jahr 2000 hat die Ortsfeuerwehr an den Wachbesetzungen der Feuer- und Rettungswachen der Weltausstellung EXPO 2000 teilgenommen. Gemeinsam mit den Kameraden der Berufsfeuerwehr leistete sie zweimal eine Woche täglich, mit jeweils sechs Feuerwehrleuten 24-Stundendienst. Dazu kamen noch einige Springerschichten und Brandsicherheitswachen. Nicht als Belohnung für die viele geleistete Arbeit während der EXPO, sondern wegen eines neuen Fahrzeugkonzeptes erhielt die Ortsfeuerwehr im Oktober ein neues LF 8/6 (heutige Bezeichnung LF 10/6). Damit verfüg die Wülfeler Wehr nach mehr als zwanzig Jahren endlich wieder über ein Fahrzeug mit eingebautem Löschwassertank. Das Jahr 2002 wird als einsatzreichstes in die Geschichte der Ortsfeuerwehr eingehen. Zum ersten Mal wurde die „Schallmauer“ von 100 Einsätzen durchbrochen. Außerdem wurden 15 Kameraden mit einer Hochwassermedaille für ihre viertägige Hilfe bei der Jahrhundertflut an der Elbe im Sommer ausgezeichnet. Zum Jahresende 2005 wurde der Fuhrpark der Wehr verjüngt. Für die zwanzig Jahre alten Gerätewagen Küche und den Mannschaftstransporter gab es Ersatz. Die neue mobile Küche auf Rädern (GWKÜ) lässt das Herz jedes passionierten Feuerwehrkochs höher schlagen und bringt die Fahrzeughalle an ihre Aufnahmegrenze. Auf zehn Meter Länge ist modernste Küchentechnik mit eigener Stromversorgung verteilt. Ein spritziger MTW auf Basis eines VW-T5 sorgt künftig für einen schnellen und komfortablen Transport der Mannschaft. Im Jahr des 112-jährigen Bestehens zählt die Ortsfeuerwehr Wülfel 46 aktive Kameradinnen und Kameraden, 17 Jugendliche, 11 Alterskameraden und rund 67 fördernde Mitglieder